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Meine Theorie


Meine verblüffend einfache, eigene Körpererfahrung war, dass regelmäßiges Badmintonspielen eine Stunde lang einmal in der Woche ausreicht, das Auftreten von Hitzewallungen und Schlafstörungen vollständig zum Verschwinden zu bringen. Eine Stunde Badmintonspielen bedeutet, dass der Körper etwa 50 Minuten lang kräftig schwitzt. Wenn dieses körperliche Training über einige Wochen hin ausblieb, z.B. in den Sommerschulferien, traten bei mir nach einiger Zeit wieder ganz leichte Hitzegefühle auf. Sie sind für mich seitdem der dezente Hinweis, dass ich mehr Ausdauersport machen muss, der mich zum Schwitzen bringt.

Ich habe intensiv nach Untersuchungen und Erklärungen in der wissenschaftlichen Fachliteratur gesucht. Die große Überraschung ist, es gibt speziell dazu fast keine Veröffentlichungen. Zwei schwedische Untersuchungen machen eine Ausnahme: "Does physical exercise influence the frequency of postmenopausal hot flashes?" (Hammar 1990) und "Physical exercise and vasomotor symptoms in postmenopausal women" (Hammar 1998). Es gibt zusammenfassende, allgemein gehaltene Übersichtstexte wie "Exercise at menopause: a critical difference" (Burghardt 1999) oder "Run, Jane, run: central tensions in the current debate about enhancing women's health through exercise" (Vertinsky 1998). Wenn man diese wenigen Veröffentlichungen der riesigen Zahl an Veröffentlichungen z.B. im Themenbereich Hormonersatztherapien gegenüberstellt, bekommt man eine Vorstellung davon, wie einseitig wissenschaftliche Erkenntnissuche betrieben wird oder betrieben werden kann.

Erst in jüngster Zeit, seitdem die Risiken der Hormonersatzbehandlung nicht mehr zu leugnen sind, verändern sich einige Fragestellungen in der wissenschaftlichen Fachliteratur. Im Jahr 2004 gab es wieder einige Veröffentlichungen, die die Auswirkungen von sportlicher Anstrengung auf Hitzewallungen speziell und allgemein auf das Wohlbefinden von Frauen in den Wechseljahren untersuchen. Ebenso wird nach Lifestyle- und Lebensumfeld-Faktoren gefragt und gesucht, die möglicherweise (statistisch gesichert) mit weniger Wechseljahrproblemen einhergehen und aus denen eine Prävention abgeleitet werden könnte. Bisher werden Zusammenhänge zwischen Body Mass Index und Häufigkeit sowie Stärke von Hitzewallungen ermittelt. Korrelationen zwischen vorhandener oder fehlender körperlicher Fitness und der Häufigkeit sowie Heftigkeit von Hitzewallungen werden noch nicht untersucht.

Es gibt einen Wissenschaftler in den USA, Prof. RR Freedman an der Wayne Universität, der seit über 20 Jahren zum Thema Hitzewallungen in den Wechseljahren forscht. Seine Ergebnisse helfen, die beschriebene Körpererfahrung z.T. zu erklären. Prof. Freedman untersuchte, bei welchen genauen Körpertemperaturen Frauen in den Wechseljahren anfangen zu schwitzen oder zu frieren. Dazu ließ er und lässt er Versuchspersonen je eine radiotelemetrische Kapsel schlucken, die im Magen-Darm-Trakt alle 30 Sekunden exakt die Temperatur misst. Gleichzeitig wird ganz konventionell die Körpertemperatur im After gemessen und die Hauttemperatur an verschiedenen Körperstellen erfasst. Alle Messungen finden in einem temperaturkontrollierten Laborraum statt.

Durch Änderung der Laborraumtemperatur wird feststellbar, bei welcher Körpertemperatur genau die Versuchspersonen zu schwitzen bzw. zu frieren beginnen. So fanden Prof. Freedman und seine MitarbeiterInnen heraus, dass sich die Temperaturschwellen für Schwitzen bzw. Frieren deutlich unterscheiden bei den Frauen, die in den Wechseljahren häufige Hitzewallungen erleben, und den Frauen, die in den Wechseljahren keine Hitzewallungen bekommen.

Bei den Frauen ohne die üblichen Hitzesymptome wurde festgestellt, dass zwischen den messbaren Körpertemperaturschwellen, ab denen der Körper zu schwitzen bzw. zu frieren anfängt, ein Abstand von 0.4 Grad Celsius existiert; dieser Abstand wird als "thermoneutrale Zone" oder auch als "Zone zwischen den Schwellen" bezeichnet. Kleinste Temperaturveränderungen im Körper um z.B. 0.01 Grad Celsius werden gar nicht gespürt, solange sie im Bereich dieser thermoregulatorischen Neutralzone bleiben. Bei Frauen mit häufigen Hitzesymptomen beträgt diese thermoneutrale Zone 0.0 Grad Celsius; sie ist also auf Null reduziert und existiert praktisch nicht. Siehe dazu die Zusammenfassung von zwei Originalveröffentlichungen: "Reduced thermoregulatory null zone in postmenopausal women with hot flashes" (Freedman 1999) und "Physiology of hot flashes" (Freedman 2001).

Meine Schlussfolgerung als Wissenschaftlerin und Biologin ist nun, dass ganz offensichtlich eine regelmäßige, schweißtreibende sportliche Betätigung auch auf diese thermoregulatorische Neutralzone einwirkt. Ein regelmäßiges, schweißtreibendes Ausdauertraining fordert, fördert, trainiert - und verbessert die temperaturregulierenden Funktionen des Körpers. Durch körperliches Training wird offensichtlich die thermoneutrale Regulationszone verbreitert, mit der Folge, dass nicht mehr alle kleinen natürlichen Temperaturschwankungen im Körper zu Auslösern für Hitzewallungen oder Fröstelgefühlen werden. Den gemessenen Wert von 0.4 Grad Celsius halte ich nicht für eine feste Größe. Die Ergebnisse von Freedman und meine eigenen Körpererfahrungen lassen mich vielmehr vermuten, dass die thermoneutrale Zone bei körperlich unterschiedlich trainierten Personen jeweils verschieden sein wird. Sie kann 0.0 Grad Celsius betragen (häufige, starke Schweißausbrüche), sie kann bei 0.1 oder 0.2 Grad Celsius liegen (vermutlich häufige, leichtere, harmlose Hitzegefühle) und auch über 0.4 Grad Celsius hinausgehen. Diese meine Interpretation liefert eine plausible Erklärung dafür, warum die Frauen in den Wechseljahren diese Hitzewallungen sehr, sehr unterschiedlich erleben bzw. warum ein großer Teil sie gar nicht spürt.

Dieser Ansatz könnte auch erklären, warum ein Teil der älter werdenden Männer ebenfalls Hitzewallungen erlebt (Spetz 2003). Also können auch betroffene Männer "sportliche Konsequenzen" aus den Informationen auf dieser Webseite ziehen.

Ich darf ausdrücklich darauf hinweisen, dass es in den Veröffentlichungen von Prof. RR Freedman keine Versuchsansätze gibt zu dem sehr nahe liegenden Thema, dass durch ein einfaches, schweißtreibendes, körperliches Ausdauertraining die thermoneutrale Zone verbreitert, d.h. die Körpertemperaturregulation trainiert und verbessert werden kann. Ein kurzer englischer Text im Internet "Menopause: Sweat out your symptoms" (Wechseljahre: Schwitzen Sie Ihre Beschwerden heraus) bringt das Thema schon richtig auf eine Kurzformel, doch er liefert keinerlei physiologische Erklärung.

Gut informierte, statistisch häufig gut situierte Frauen treiben allgemein mehr und gezielt Sport, auch in zunehmendem Alter, weil sie die positiven körperlichen Wirkungen von Sporttreiben kennen, schätzen und nutzen. Während der Wechseljahre spielen sie z.B. wieder Tennis. Zusammenfassend kann ich als Autorin aber nur feststellen, dass diese Erfahrung einer kleineren Gruppe der Frauen offensichtlich nicht allgemein weitergegeben wird.

Da ich mir der Zusammenhänge - nach Jahren des Ermittelns von plausiblen, tauglichen Erklärungen - sehr sicher bin, gebe ich meine Erfahrungen und Kenntnisse an betroffene Frauen in den Wechseljahren weiter. Es gibt sehr wohl diese Sporterfahrung von Frauen in den Wechseljahren. Es gibt ebenso die Erfahrung von weniger Wechseljahrproblemen bei Frauen, die dauernd in Bewegung sind, die sich rühren und rennen müssen, sei es beruflich oder privat, und bei regelmäßig körperlich schwer arbeitenden Bauersfrauen. Dass es bis heute keine nach den Regeln der Wissenschaft durchgeführten Trainingsversuche oder weitere Messergebnisse zum Zusammenhang von Wechseljahrbeschwerden und Sporttreiben gibt, offenbart eine Wissenslücke, die für die Frauen ein Nachteil und für die Wissenschaft etwas peinlich ist. Zudem waren auch die allermeisten Wirkungen, die den Östrogenen der Hormonersatztherapien zugeschrieben wurden, nach Ansicht der Kritiker herbeigeredet (SPIEGEL 30/2001 S.142). Ein verzerrtes Bild war entstanden, weil Studien oftmals nur ausgelesene Frauengruppen berücksichtigten. Die positiven Ergebnisse bei den Hormonanwenderinnen waren offenbar auf deren Lebensstil zurückzuführen: Wer die Therapie machte, war zumeist gesundheitsbewusster, gebildeter und sportlicher!!

Ich stehe außerhalb des etablierten Medizinwissenschaftsbetriebes. Als wissenschaftlich geschulte und erfahrene Biologin bin ich aber in der Lage, eigene, eindeutige Körpererfahrungen mit wissenschaftlichen Ergebnissen zu kombinieren. Ich präsentiere hier ein schlüssiges Ergebnis und suche die Auseinandersetzung mit den etablierten Fachleuten. Ich stehe gerne als Gesprächspartnerin und für die Diskussion meiner Theorie zur Verfügung. Ich möchte die Wissenschaft zu neuen Fragestellungen anregen!